GEFÜHLTE WIRKLICHKEIT
16.11.2004 back again.... Lebt die Menschheit in der Matrix?
Von Markus Becker
Nur eine nahezu wundersame Verkettung von Zufällen scheint das Leben im Universum zu ermöglichen. Auf der Suche nach einer Erklärung sind Philosophen auf eine bizarre Idee verfallen: Sind wir nur künstliche Wesen in einer gigantischen Computersimulation? Durchaus möglich, glauben selbst renommierte Wissenschaftler.
REUTERS
Filmszene aus "Matrix Reloaded": Sind wir alle nur Teil einer Computersimulation? An einen christlichen Gott mochte der "Vater des Urknalls" nie glauben. Doch Fred Hoyle, der den Begriff von der explosiven Geburt des Alls in die Welt gesetzt hat, hielt einen Zufall bei der Entstehung des Lebens für unmöglich. Wer die Fakten nüchtern betrachte, müsse feststellen: "Eine Super-Intelligenz hat Physik, Chemie und Biologie manipuliert", schrieb Hoyle 1954 im Fachblatt "Astrophysics Journal Supplement". Jemand habe die Gesetze der Kernphysik mit Absicht konstruiert, um bestimmte Vorgänge im Innern der Sterne herbeizuführen - insbesondere die Entstehung von Kohlenstoff, der das Leben in der uns bekannten Form erst ermöglicht.
Mit dieser Meinung stand der vor drei Jahren verstorbene Hoyle keineswegs allein. Auch andere renommierte Kosmologen und Astrophysiker mögen angesichts der Tatsache, dass die Naturgesetze und -konstanten nahezu ideal auf die Entstehung von Leben ausgerichtet zu sein scheinen, nicht an einen Zufall glauben. Das Problem: Wie erklärt man das Phänomen, ohne einen Schöpfergott ins Weltbild einzubauen?
Viele Universen, viele Intelligenzler
Eine Möglichkeit ist die Multiversum-Theorie, 1957 aufgestellt vom US-Physiker Hugh Everett. Demnach ist unser All ist nur eines von unendlich vielen, unter denen sich zwangsläufig auch ein so wohnlicher Weltraum wie der unsere befindet. So weit, so elegant - hätte die Multiversum-Theorie nicht eine bizarre Folge, die von einer zunehmenden Zahl seriöser Philosophen, Mathematiker und Astrophysiker ernsthaft in Betracht gezogen wird: Die Menschen könnten keine Wesen aus Fleisch und Blut, sondern nur Figuren in einer gigantischen Simulation sein.
AP
Britischer Astronom Hoyle: "Eine Super-Intelligenz hat Physik, Chemie und Biologie manipuliert" Unter unendlich vielen Universen, so die Anhänger dieser Simulationstheorie, müsste es auch Welten geben, die von technisch hoch entwickelten Zivilisationen bevölkert sind. Und deren Computer verfügen über genügend Rechenpower, um ganze Universen inklusive intelligenter Bewohner zu simulieren. Der britische Mathematiker John Barrow etwa hält das bereits für ausgemacht: "Es ist längst anerkannt, dass technische Zivilisationen, die nur ein wenig weiter entwickelt sind als wir selbst, Universen simulieren könnten, in denen sich denkende Wesen entwickeln und miteinander kommunizieren", schrieb der Wissenschaftler der University of Cambridge in einem Essay.
Die Zahl der künstlichen Welten würde die der "realen" in einem solchen Szenario schnell übersteigen, glaubt Barrow. Paul Davies, Astrophysiker an der australischen Macquarie University, bestätigte das gegenüber SPIEGEL ONLINE: "Wenn ein Universum erst einmal eine zu solchen Simulationen fähige Intelligenz beherbergt, wäre die Zahl der simulierten Wesen praktisch grenzenlos." Davies, der 2002 mit dem renommierten Faraday-Preis ausgezeichnet wurde, zieht eine radikale Schlussfolgerung: Es sei "sehr wahrscheinlich", dass auch wir nur simulierte Wesen sind.
Idee mit 2000 Jahre alten Wurzeln
Die Idee, die ganze Welt könne nur eine Illusion sein, ist keinesfalls neu. Schon vor über 2000 Jahren grübelte der chinesische Philosoph und Taoismus-Begründer Lao-Tse darüber nach, ob das Leben nur ein Traum sein könne. René Descartes stellte im 17. Jahrhundert ähnliche Fragen, die in seinem berühmten Satz "Ich denke, also bin ich" gipfelten. Im vorigen Jahrhundert inspirierte der Mathematiker und Philosoph Bertrand Russel zeitgenössische Science-Fiction-Autoren mit dem Gedanken, die Menschen könnten nur Gehirne in Einmachgläsern sein.
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Astrophysiker Martin Rees: Freund der Simulationsthese Dass solche Szenarien zutreffen könnten, glauben unterdessen immer mehr prominente Naturwissenschaftler. "Es gibt nichts in der Quantenmechanik oder in der Relativitätstheorie, das eine solche Matrix ausschließen würde", sagte etwa Michio Kaku, Mitentwickler der Stringtheorie und einer der weltweit bedeutendsten Physiker.
Zu den Freunden der Simulationsthese gehört auch Martin Rees, der nicht nur Fred Hoyles Lehrstuhl an der University of Cambridge geerbt hat, sondern als königlicher Hofastronom auch einen Titel trägt, den schon Isaac Newton innehatte. In einem Multiversum, schrieb Rees im wissenschaftlich-philosophischen Internetforum Edge.org, müsse es Universen mit großem Potenzial für Komplexität geben. Da sei es nur eine "logische Konsequenz", dass in solchen Welten auch Teile von Universen simuliert werden können.
Leben wir in einer simulierten Welt? Diskutieren Sie mit anderen SPIEGEL-ONLINE-Usern!
Der Mathematiker und Philosoph Nick Bostrom von der Oxford University hat dem Thema gleich eine ganze Internetseite gewidmet. Dass Menschen über sich selbst sinnieren können, liege nicht daran, dass das Gehirn eine feuchte graue Masse sei, argumentiert Bostrom. Notwendig sei vielmehr eine bestimmte Rechenstruktur - und die könne auch in einem Computer erzeugt werden. In seiner Simulationstheorie, erschienen im Fachblatt "Philosophical Quarterly", dampft Bostrom die Diskussion über das Computer-Universum auf drei Thesen ein. Zumindest eine von ihnen müsse als zutreffend akzeptiert werden:
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Zivilisation eine höhere Entwicklungsstufe erreicht als die heutige Menschheit, geht gegen Null - weil sie sich vorher selbst auslöscht;
fast keine hoch entwickelte Zivilisation ist daran interessiert, Wesen wie den Menschen im Computer zu simulieren;
oder wir leben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in einer Simulation.
Sollten die ersten beiden Annahmen falsch sein, so Bostrom, würde ein "bedeutsamer Teil" aller intelligenten Spezies höher hinaus kommen als die Menschheit und zumindest einen Teil ihrer Computerpower dazu benutzen, Wesen wie uns zu simulieren. Bostroms Schlussfolgerung: "Sollten Punkt eins und zwei nicht zutreffen, gäbe es eine astronomisch hohe Zahl von simulierten Wesen, die wie wir sind." Software-Fehler und schwankende Lichtgeschwindigkeit: Wie Physiker Fehler in der "Matrix" finden wollen Original: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,328008,00.html
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The 13th floor
Als der Computerspezialist Hannon Fuller brutal ermordet aufgefunden wird, gerät sofort sein Schützling Douglas Hall unter Verdacht. Hall ist nach der Tatnacht mit blutverschmiertem Hemd aufgewacht, kann sich aber an nichts erinnern. Überraschend taucht Jane auf, die behauptet, Fullers Tochter zu sein, obwohl niemand von ihrer Existenz wußte. Hall ahnt bald, daß die Verwicklungen etwas mit der »Site« zu tun haben, eine Computersimulation von Los Angeles im Jahre 1937, dessen Hardware im 13. Stock des Konzerngebäudes untergebracht ist. Als Hall sich in Fullers virtuelle Schöpfung einloggt, erkennt er allmählich die Zusammenhänge - und muß schon bald auch an der Realität seiner eigenen Welt zweifeln ...
Kritik
The 13th Floor ist nach Rainer Werner Fassbinders Fernsehspiel Welt am Draht (D 1973) bereits die zweite Verfilmung des Science-Fiction-Romans Welt am Draht (Simulacron-3 • 1964) von Daniel F. Galouye. Fassbinders Kameramann Michael Ballhaus hatte sich bereits in den siebziger Jahren die Kinorechte an diesem Buch gesichert, und zwei Jahrzehnte später hielt die deutsche Hollywood-Connection um Roland Emmerich offenbar den Zeitpunkt für gekommen, eine neue Realisierung zu wagen, nachdem der Boden mit Virtual-Reality-Thrillern wie Cronenbergs eXistenZ (eXistenZ • Kanada/GB 1998) bereitet worden war. Die Zusammenarbeit zwischen den Produzenten Roland Emmerich und Michael Ballhaus und dem deutschen Fernsehregisseur Josef Rusnak (der als Second-Unit-Regisseur bei Godzilla internationale Erfahrungen sammeln konnte) brachte ein kleines, unscheinbares und leider auch überflüssiges Filmchen hervor. Die Story bleibt bis zum Ende konfus und unmotiviert, und die bemerkenswerten Effekte beschränken sich darauf, daß die simulierte Welt in braunen Farbtönen gehalten ist und der Held am Ende der Realität auf ein grünes Computerraster stößt - das bereits in ganzer Pracht auf dem Filmplakat zu bewundern ist. • Bernhard Kempen
Medieninfo
Romanvorlage:
Daniel F. Galouye, Simulacron-3 (1964)
Welt am Draht, übersetzt von Tony Westermayr (München: Goldmann, 1965)
The 13th Floor, übersetzt von Anna Lynn (Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1999)
Soundtrack:
The 13th Floor (Milan/BMG Ariola, 1999)
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Kraftwerk - Wir sind die
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endlich mal ein Ausschnitt aus dem Film...........
Viel Spass
by marcosolo (8/29/07, 10:01 PM)
Welt am Draht - sind
wir noch drausen oder sind wir schon drin ?
by falkenfeder (6/6/05, 3:14 AM)
GEFÜHLTE WIRKLICHKEIT 16.11.2004 back
again....
Lebt die Menschheit in der Matrix?
Von Markus Becker
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